Der Regen kehrt zurück: Tübingen, nach dem Unwetter, 19.20 Uhr.

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Tübingen, nach dem Unwetter, 19.20 Uhr.

Vermutlich sind es bis zu 100 000 Euro Schaden in der Primus-Truber-Straße in Tübingen. Muss wegen des Regens meine Aufräumarbeiten einstellen. Mein Nachbar versucht verzweifelt, seine zerschlagenen Scheiben abzudichten, „jetzt weiß ich wie es sich anfühlt obdachlos zu sein“, sagt er. Seine Frau hilft ihm, die Plane einzuhängen, sie hat sich geschnitten, auf einem Hocker liegt blutige Watte. Unter dem Fenster ist der Computer gestanden, sie hoffen, dass er noch geht, durchweichte Briefe hängen über eine Stuhllehne wie alte Socken. Jetzt erst wird sichtbar, was hier alles kaputt gegangen ist. In jedem zweiten oder dritten Haus ist ein Dachfenster zu Bruch gegangen. Die Autos sind alle zerbeult, Dächer und Motorhauben haben daumendicke Krater. Meine Windschutzscheibe durchzieht ein Netz aus Rissen, ich schätze dass bei jedem zweiten Auto ebenfalls eine Scheibe hinüber ist. Der gelbe Polo auf der anderen Straßenseite trägt statt einer Seitenscheibe nun eine Plastikfolie. Ich gebe meinem Nachbarn eine alte Plane. Ich fische mit Skistöcken meine Blumen aus der Dachrinne. Was ich nicht kriegen kann, das fliegt in den Hof. Dort unten liegen Glassplitter von den Fenstern und einem Carport, eine Dachpfanne ist zerschmettert über den Boden verstreut, Trümmer einer Außenleuchte, unter einem Treppenabgang liegen halbgeschmolzene Hagelkörner wie Froschlaich. Hektisch fahren Feuerwehrfahrzeuge vorbei, man hört aber kein Blaulicht mehr. Es donnert wieder. Schwerer Regen setzt ein.

Wolfgang Bauer aus Reutlingen teilt mit: „In der Innenstadt Reutlingens bei jedem zweiten Haus Scheiben kaputt, auch Spitalhof, viele Jalousien zerstört, tote blutende Tauben in der Fußgängerzone und Stadtautobahn abgesoffen“

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