Fischen Impossible

Mit  den aquatischen Wirbeltieren des Landkreises Esslingen  geht es steil aufwärts.

Esslingen Die Fischtreppen an den Stauwehren im Kreis Esslingen sind seit vielen Jahren ausgebaut worden. Es gab aber auch Rückschläge, besonders was die Benutzerfreundlichkeit anbelangt. Und auch Stromschläge: die naheliegende Idee, komfortable Fischrolltreppen zu errichten, hatte zwar der Verband deutscher Rollmöpse ausdrücklich begrüßt, doch war es bauart-bedingt unter Wasser immer wieder zu Kurzschlüssen gekommen, was zwar die Population von Zitteraalen begünstigt hatte, sie passten als standortfremde Fische aber nicht ins ökologische Konzept der unteren Naturschutzbehörde.tempx_fische_nase_g

Fische, die ja bekanntlich deswegen Schuppen haben, damit sie ihre Fahrräder unterstellen können, beklagten zudem,  die rechteckigen Stufen seien so hoch, dass sie mit ihren Mountainbikes nicht mehr zu bewältigen seien. Die Idee des Esslinger Fischereivereines, jene Fische vor dem Aufstieg zu Fischstäbchen zu verarbeiten, um günstige anatomische Voraussetzungen für die Treppenstufen zu schaffen, wurde jedoch von den Kiemen-Bikern brüsk zurückgewiesen.

Auch die Bürgerbeteiligung ist nicht recht in Schwung gekommen: Die Karlsruher Mediatorin Petra Haddock meinte, viele der eingeladenen Fische seien einfach stumm geblieben. Und nicht nur das: bei der Idee, Netze zu bilden, hätten viele geradezu panisch reagiert. Die Partei der Gründelfische und die Schellfisch Partei Deutschlands (SPD) hatten in einem Aufsehen erregenden Vorstoß vorgeschlagen, die Fischtreppe komplett zu überdachen, damit die Tiere nicht etwa nass würden, wenn es regnete, doch hatte die CSU, die Christliche Seefahrer Union, den Vorschlag aus Kostengründen abgelehnt.

Trotz dieser mannigfachen Hindernisse ist jetzt am Esslinger Rossneckar eine weitere Fischtreppe errichtet worden. Die Stadtverwaltung arbeitet nun auf eine bessere Akzeptanz hin. In einem Lehrfilm will sie der einheimischen Flossenpopulation die Gefahren von Stauwehren und die Vorteile der Fischtreppen dartun, sein Arbeitstitel lautet „Fischen impossible“.

Sieben Stimmen unisono

Straßenmusik wird störend oft empfunden, weil sie mit Geräusch verbunden. Besonders stört sich daran unser gestresster Redakteur Ulrich Stolte. Clarinet_in_Eb

 

Esslingen – Kennen Sie auch diese mindestens siebenköpfige Familie, die unisono in irgendeiner romanischen Sprache derart ihr „Aiaiaiai“ durch die  Fußgängerzone bellt, dass es die Scheiben reindrückt? Während ich die Glassplitter aufhob und mich fragte, ob der Rauchmelder angesprungen sei, konnte ich sie sehen. Papa mit Gitarre und Sombrero, die Mama und die blühende Kinderschar einträchtig am Postmichelbrunnen: „Aiaiaiaia. . . “

Auch der Ordnungsamtsleiter  hatte sie schon gehört. „Ach, Sie meinen die mit den schrillen Stimmen?“ Sein Versuch, die mindestens siebenköpfige Familie statt des Hagelfliegers zur Vertreibung von Unwetterwolken einzusetzen, scheiterten am Votum der Weingärtner, die fürchteten, dadurch werde der Silvaner sauer. Stattdessen wurde ich sauer. Sie sangen weiter. Stunden-, tagelang. „Ich kann so nicht arbeiten“, brüllte ich meinen Chef an, doch ich stieß bei dem guten Mann auf taube Ohren. „Was? Ich hör nichts, wegen Aiaiaia da draußen.“ Jeden Tag kamen sie. Und eines Tages, irgendwann im November, war Ruhe. Sie mussten weitergezogen sein.

„Aiaiaiaia . . .“

Endlich konnte ich jene mitfühlende Geschichte über das schwere Schicksal von Migranten in Deutschland beginnen, die mir, ich spürte es in den Fingerspitzen, den deutschen Reporterpreis einbringen würde. Ich schloss die Augenlider, ließ vor meinem inneren Auge den ersten Satz entstehen, ein Fanal gegen die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland.

Es schepperte metallisch. Da blinkte ein Notenständer unter dem Balkon des Palmschen Baus, dann wurde ein Kistchen für die Almosen aufgestellt. Es war eine Band aus Rumänien mit einer gilfigen Klarinette, die so sehr gilfte, dass ich nach zehn Minuten „Anatevka“ im höchsten Zorn von der Balustrade brüllte: „Verschwindet endlich!“ Das Publikum drohte mir mit Fäusten, nur die Nachbarn applaudierten und diese blühende mindestens siebenköpfige Familie. Sie war froh, dass der schöne Platz unter dem Balkon wieder frei war. „Aiaiaiai“, schrillten sie dankbar.

. . . singen sie den ganzen Tag

Sie dröhnten mir das Hirn raus. Ich verwechselte Magstatt mit Bagdad, bezeichnete den OB Jürgen Zieger als Bürger King, hielt Francois Hollande für eine Käsesorte und schrieb vom Abstieg des Veh, nachdem er den Trainer Armin VfB rausgeworfen hatte. Und unten bellten sie, unablässig, immer und immer wieder: „Aiaiaiaia!!!!“ mit diesen schrillen Stimmen, die mindestens Siebenköpfigen. Nach zehn Stunden Dauerbeschallung torkelte ich auf die Straße. Dann erlosch die Erinnerung. Ich weiß nur noch, dass ich schrille Stimmen hörte, als ich dem Clanchef die Gitarre um den Hals wickelte.

Dem Richter erzählte ich etwas von akustischer Notwehr, dem himmlischen Petrus etwas von „Ohr um Ohr“, nachdem ich als Mitglied der Gefängniskapelle einen Schlaganfall erlitten hatte. Petrus blieb unerbittlich. Wenigstens erleichterte er die ewige Verdammnis und das Höllenfeuer dadurch etwas, dass er mir ewige Gesellschaft gewährte: Undeutlich sah ich durch den Schwefeldampf des Höllentopfes eine mindestens siebenköpfige Familien in die Küche treten: „Aiaiaiaia . . . “