10 . 5
Auvillar-Condom
Eine längere Etappe in die Gascogne, in das Städtchen Condom. Die Zahl der Einwohnerschaft von Condom ist in den letzten 120 Jahren nahezu gleich geblieben, sagt Wikipedia. Das war jetzt mal subtile Satire, ihr Ziegenficker.
Die Landschaft wird zunehmend flacher, Bodenwellen mit kurzer Frequenz für meine bescheidenen Fahrradkräfte ideal. Ich schiebe die Bückel hoch und lasse es bergab krachen, damit schaffe ich einen guten Zehn-Kilometer-Schnitt pro Stunde.
Eine Menge Gangster gibt es hier in Condom. Oder habe ich den letzten Traction Avant Discounter entdeckt
Die Cascogne ist die Heimat von berühmtem Weinbrand und von d’Artagnan, dem vierten Musketier. So sehr ist die Literatur hier Wirklichkeit geworden, dass sie den vier Musketieren ein Denkmal gesetzt haben, als hätten sie wirklich gelebt. Lasse mir den Buchtitel auf der Zunge zergehen: Die drei Musketiere, welche Kühnheit, die Geschichte nach den Nebenfiguren zu benennen. Sehe schon wieder die deutschen Verleger vor mir: „Drei Musketiere, geht ja gar nicht, warn doch vier, muss heißen vier Musketiere.“ War Dumas der erste, der das Artus-Motiv wieder eingeführt hat in die Literatur? Ritter vom Lande kommt in die Tafelrunde, und muss sich da bewähren, ein Motiv, das bis zu den Star Wars Filmen die Kassen fühlt. Und dann das Wettrennen gegen den Brief, genial, um Spannung zu erzeugen. Nochmal gut gemacht bei Bram Stokers Dracula und Patrik Süßkinds Parfum. Lustigerweise aber immer erst so gegen Mitte der Romane. Als hätten die Autoren gemerkt, wenn ihnen jetzt nichts einfällt, dann wird es richtig langweilig.
Das letzte Rätsel aber bleibt ungelöst, so wie immer: Warum zum Henker sind die drei Musketiere durch ihre Fechtkünste berühmt, während ihr Name sie doch als Besitzer von Musketen, von Feuerwaffen ausweist?
Habe wieder meine Gleichungen im Kopf und während des Ruhetages eine absolut Schöne und Vollendete entdeckt. Einen aus einem Kreisabschnitt geformten Ring, den ich mit Zirkel und Lineal in einen Kreis und damit auch in eine Kugel umwandeln kann. Mit dem Kugel und dem Ring wäre das Tao der Chinesen und die Welt Platons eins. Die Gleichung könnte ich über das Schlusskapitel des Felsentänzers stellen. Ich beschließe, damit meine Forschungen abzuschließen. Vielleicht auch das der Sinn des Pilgerns: Dinge zuende denken.
In St. Antoine pilgert der Pilger durch ein gotisches Stadttor vor die Antonius-Kirche und den Platz des Tau. St. Anton, der Schutzheilige der Surrealisten.
Dem Straßencafé in St. Antoine kann man einfach nicht ausweichen. Ein Elsässer mit lebhaften Augen und Mimik erinnert mich an meinen Vater. Schön sei es in Frankreich“, sage ich und er antwortet: „überall ist es schön. Man muss nur die Zeit haben.“ Wir reden über die letzten Tage der Wehrmacht im Elsaß und seinen Vater, der zur Waffen SS gepresst wurde, und nur überlebt hatte, weil in der amerikanischen Einheit, die ihn gefangen nahm, auch ein Elsässer war. Ähnliche Geschichten in meiner Familie. „Ich fühle mich zuerst als Elsässer, dann als Rheinländer, dann als Franzose“, sagt er. Die Wirtin holt eine Kiste mit Erdbeeren, gegen eine kleine Spende kann man sich ein Schälchen nehmen
Im Gite von Condom zeigt mir ein kleiner rothaariger Kerl, wie man mit einem Küchendegen Büchsen öffnet. Er rammt das Messer rein, und schneidet den Deckel auf. „Wie im Krieg“ sagt er, „ja, mit den Bajonetten“, erwidere ich. Zwei alte Krieger, die sich verstehen, obwohl sie nie gedient haben. Vielleicht deswegen.
Ich frage, ob man den Cognac vor oder nach dem Essen trinkt. Die Leute im Gite erklären mir, nach dem Essen, und ich mache mich auf in die Stadt, einen zu trinken, nicht ohne die ernstliche Ermahnung mitzunehmen, hier in der Gegend bloß keinen Cognac zu bestellen. Das hieße Armagnac.
Schwer und holzig schmeckt der Armagnac. Herrlich.
11.05.
Condom-Manciet
Pläne, die nicht funktioniert haben:
8 Stunden laufen, 2 Stunden täglich schreiben
Unter 91 Kilo Lebendgewicht kommen
Die ganze Strecke zu Fuß machen.
Pläne, die funktioniert haben:
Auf dem Weg zu bleiben.
Daraus abgeleitet, könnte man die Kantische Philosophie für die Wallfahrer tauglich machen: Der gestirnte Himmel über mir und der Weg unter mir. Flugs einen Philosphischen Führer für Pilger geschrieben und damit ein Vermögen verdient.
Mir wird eine der ganz großen Stärken des Weges bewusst. Er ist der einzige Verbindung der weltweiten Outdoor-Kultur mit der Religion und der Kirche. Denn dass auch diese Outdoor-Kultur, wie jede eigentlich, verzweifelt nach Glauben sucht, sieht man ihrer Erfindung des fliegenden Spaghettimonsters und den Gebetsfahnen, die sie sich überall hinhängen. Auf dem Weg aber können sie ihren alten Glauben zelebrieren und trotzdem campen.
Werde nun schon zum zweiten mal fotografiert, haben die noch nie einen Pilger mit abgeschabter Kniebundcordhose, rotweißen Ringelsocken, Strohhut, Pfadfinderhemd und Klapprad gesehen? Ich glaube, es ist wegen des Klapprades. Das finden die Franzosen wirklich lustig.
Im Gite von Condom gibt es eine Waage und ich erlebe sozusagen mein Waageloo. Ich bin auf 91 Kilo, aber vollgetankt mit Wasser und Lebensmitteln bringe ich es insgesamt auf 108 Kilo. 17 Kilo zusätzlich!!!! Kein Wunder, dass meine Knochen streiken. Ich wiege meine Stiefel und stelle fest, dass die alleine zwei Kilo ausmachen. So schwer waren die doch früher nicht? Haben die Fritzen mir beim Besohlen Eisenplatten aufgenagelt? Wenn ich die Jacke wegwerfe, ein Kilo. Wenn ich den Kleiderbestand auf das allernötigste reduziere, vielleicht noch ein Kilo. Aber wenn ich die Schuhe zurückschicke zwei Kilo. Ich gerate nun in einen echten Gewissenskonflikt. Den Weg alleine mit Turnschuhen fortzusetzen, erscheint mir zu riskant, und ich war oftmals mehr als froh, um die guten Schuhe. Sie blieben trocken im Tau, im Regen, im Schnee, schützen vor Felsen und den unvermeidlichen Karambolagen mit den Pedalen des Fahrrades. Aber zwei Kilo weniger!
Vielleicht finde ich unterwegs ein Geschäft, das Trekkingschuhe Größe 46 führt. Auf dem Weg aber Schuhe einlaufen ist auch kein Spaß. Ich nehme mir vor rauszufinden, wieviel Treckingschuhe wiegen, vielleicht ist der Gewichtsunterschied nicht so gravierend, und es bliebe vernünftig, die Bergstiefel zu behalten.
Menschen: Die Leute hier haben Humor, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich die Witze immer richtig verstehe. Ein Mann im Garten: „Geht’s?“ „Ja, geht so,“ „Ca monte – es steigt an“, sagt er. „Ja ziemlich“. „Brauchste einen Monteur?“
Ein ganz alter Mann hat drei Hunde, die mich ankläffen wie verrückt. Ich bleibe stehen, habe keine Lust wieder verfolgt zu werden: „Wo kommst Du her?“ „Aus Deutschland,“ „Wie ganz alleine?“ Ich zeige zum Himmel: „Nicht ganz alleine.“ Der alte Mann lacht: „Ja der, und dein Telefon!“
Werde also den Rucksack so leicht wie möglich machen und die Bergschuhe über die Pyrenäen behalten, dann in Pamplona mich noch mal neu organisieren. Vermutlich muss ich dort auch entscheiden, ob ich überhaupt weiter kann. Aber das alles ist neblige Zukunft. Auch das lernt man beim Pilgern: Nicht weiter denken, als bis zur nächsten Etappe. Überhaupt habe ich völlig aufgegeben, mich an den Etappen des Reiseführers zu halten. Ich gehe bis 17, 18 Uhr und dann suche ich Quartier. Sonst bleibt man nicht in der Gegenwart, sonst zieht wieder die Zukunft, irgendwelche Pläne, die man hat. Sechs Wochen habe ich gebraucht um aus dem rasenden Getriebe zur Zeit, in eine Gegenwart zu kommen, in der hier bin und jetzt.
Dass ich nicht mehr an Körpergewicht verliere, ist nicht zu ändern. Um wirklich Fett zu verbrennen, müsste ich in den Etappen an die Erschöpfungsgrenze gehen. Dann aber würden die Knochen.
streiken. Weniger Essen geht auch nicht, hätte wohl den Effekt, dass ich früher an meine Erschöpfungsgrenze komme, und dann könne ich nur noch ganz kleine Etappen machen. Ich will ja aber auch irgendwann mal ankommen.
Jetzt erstmal in Larresingle rasten. Was ich für ein halbwrackes Betonwerk gehalten habe, ist in Wirklichkeit eine schmucke Burgruine mit allerlei Boutiquen und Cafés. Dort trinke ich einen Armangnac. Ist viel besser, als der ständige Kaffee. Kaffee entzieht ja Wasser, zumindest den Wasserleitungen. Der Armagnac ist schön schwer und füllt einen mit Ruhe und großer Zufriedenheit.
Hat aber mit dem Weinbrandzeugs, das ich in Deutschland nicht mal mit der Eiszange anrühren würde, so rein gar nichts zu tun. Zwei Allgäuerinnen erscheinen, wir verplaudern in einer höhlenähnlichen Bar die Zeit, im Nebenraum brennt ein Kaminfeuer, eine schwangere Katze miaut.
Gewitter ziehen auf, zerfetzte Wolkenknoten fasern aus, öffnen sich zu Regenvorhängen, während ich über feldwegbreite Landstraßen rolle an wilden mannshohen Senf- und Rapspflanzen vorbei, über eine Brücke aus dem 11. Jahrhundert rein in die Gewitterfront, ein Bushäuschen schützt mich.
Eine fette schwarze Spinne seilt sich von meinem Hutrand ab, reflexartig donnere ich sie gegen die Mauer. Wenig später kann ich weiter. Aber nur kurz. Die nächste Regenfront überrollt mich gegen 14 Uhr, völlig durchnässt schaffe ich es unter das Dach eines Genossenschaftsgebäudes, ein größerer Fuhrpark, zerfetzter Boden, eine Pumpe steht ohne Anschluss herum, nackte Mauersteine, die nichts stützen, Maschinenteile, Rohre. In dieser Nässe, in diesem Ausgesetzt sein, in der Ungewissheit wann und wie es weitergeht, kommen mir endlich die Worte, auf die ich so lange gewartet habe und ich kann die Schlüsselszene der schönsten Kindergesichter der Welt ins nasse IPad tippen. Etwas wuselt über meine Oberschenkel, reflexartig wische ich die Spinne weg, und dann sehe ich dass, es die Schnauze des Hofhundes war, der mich beschnüffelte. Wir beschließen, uns nichts zu tun, und ich fahre weiter.
Die Straße nach Nogaro ist zu befahren, zu gefährlich für mich, und auch zu gefährlich für die Autofahrer, wenn sie mich überholen. Wenigstens bremst eine Baustelle die Lastwagen. Ich finde einen Weg über eine alte Römerstraße. Der Wald leuchtet. Umgestürzte Bäume ruhen wie Saurergerippe darin. Der Adlerfarn breitet die Schwingen. Jetzt dicht und grün. Ich merke, dass ich die Etappe nicht schaffen werde, aber rolle weiter, der Fahrtwind trocknet meine Jacke und ich komme jetzt in schönem Wetter nach Manciet.
Ein baumlanger ehemaliger Rugby-Spieler hat hier ein wunderschönes Gite eröffnet, in dem ich der einzige Gast bin. Wunderbar. Nach den Gesichten über den Weg und den Zweiten Weltkrieg, erzähle ich von dem Weg, den ich vor 25 Jahren gemacht habe und dass ich in Condom beinahe einen Cognac bestellt hätte. Daraufhin holt er einen 25 Jahre alten Armangnac vom Dachboden und bringt mir bei, wie man trinkt. Im Glas schwenken und dann mit den Fingern wärmen. Wir reden über Sport, Beziehungen, über Rugby und es ist alles sehr einfach.
„Du brauchst keine Schlüssel“, sagt er, „weil ich nicht abschließe. Nimmst halt dein Geld mit.“
„Passt schon“, sage ich.
„Essen ist bei Monique“,
„Alles klar.“
Ich gehe zu Monique, werde zu zwei Lastwagenfahren an den Tisch gesetzt und bekomme gut gewürztes Rindfleisch mit Nudeln und Salat mit Toast. Ich lade die Lastwagenfahrer zum Armagnac ein und erzähle meine Geschichte mit dem Cognac. Die ganze Kneipe lacht.
12.05
Manciet – Arzacq-Arraziquet
Morgens brät der Riesenkerl mir auch noch Spiegeleier und gibt mir noch nen Kanten Brot mit. Er hat wirklich ein Riesenherz. Ein desolat gekleideter alter Mann kreuzt auf zum Kaffee-Trinken, zwei zerrissene Hosenbeine, löchriger brauner Pulli, Strickmütze und darunter eine Versammlung von langen weißen Haaren. Wo ich her sei. „Ach in Tübingen war ich Soldat“, sagt der alte Mann, „hat Tübingen nicht in der Provence ne Partnerstadt?“, fragt er. Ich muss überlegen. Aix-en-Provence? Und er hat ne Menge Erinnerungen an Tübingen und viele Gute. Aix-En-Provence muss wohl hier in der Nähe sein. Jedenfalls würde es erklären, warum ich überall Plakate des Ernst Bloch Chors Tübingen sehe, der die Gegend unsicher macht.
In der Kirche von Nogaro nehme mich Zeit für Gebete und dann radle ich eben weiter nach Westen. Wein, Wiesen, Weizen, einzelne Zedern und Zypressen ragen vor Gehöften auf, die untypisch für Südrankreich, als Fachwerkhäuser gebaut sind. Sind das wieder die englischen Einflüsse? Zwei Hunde verfolgen mich, blöderweise geht es bergab, und sie interpretieren meine Beschleunigung als Fluchtreflex und verbeißen sich im Rucksack hinten drauf, muss ganz schön am Lenker ziehen, damit es mich nicht umreißt, dann geben die Mistviecher auf. Unten stehen die ersten Eukalyptusbäume. Die Gegend heißt Bearn, und gibt es jetzt richtige Ebenen, ich kann sogar mal ein paar Meter eben aus rollen, aber ich merke wie müde ich der Radlerei bin. Ich will zurück auf den Weg und es sieht gut aus. Beim Schieben merke ich, dass ich den rechten Fuß zeitweise ganz normal abrollen kann. Noch zwei Tage bis St Jean Pied de Port. Ich kaufe schon mal Panzerband für die Verpackung Des Fahrrades. Ein alter Mann lädt mich zu einem Glas Wasser ein, spätabends erreiche ich Arzacq-Arraziquet. Der Weg ruft.
Eine blonde Frau spricht jeden in der Pilgerküche des Gites an, der da rumhängt. Sie ist in einer echter Lebenskrise, wie viele auf dem Chemin. Ihr alter Job als Rezeptionistin gefällt ihr nicht mehr, sie kann da nicht weiterarbeiten, weiß nicht was machen, und jetzt geht ihr langsam das Geld aus. ich muss noch meinen Rest Spaghetti kochen und erkundige mich nach ihren Interessen. Ich mache ein Profil, sage sie soll Grundschullehrerin werden, ja Kinder mag sie. Ob ich Psychologe sei. Nein, sage ich Journalist. Da hat man es vermutlich mit genauso viel Verrückten zu tun. Bin mir nicht ganz sicher, ob sie nicht auch dazu gehört. Als sie mit Sternbildern und so Zeug anfängt, klinke ich mich aus und gehe Bier trinken.
Im Gite ist ein Typ, der mich an meine Freund Martin erinnert, eigentlich ein Double ist. Wir reden über Nietzsche und Indogermanistik, er hat Deutsch gelernt als Jugendlicher, spricht aber nichts mehr, hat nur gereicht, dass er den Spitznamen Fritz the Cat bekommen hat und einen Job bei der Allianz. Sein Nachname lautet deChat. Was er dadurch erklärt, dass er von Chatten abstamme, die wohl auch bei Lille gesiedelt hätten, wo er herkomme. Ich erkläre ihm, dass Fritz the Cat ein Underground Comic von Robert Crumb ist, und das genügt, dass er sich den Rest des Abends in sein Handy vertieft.
13.05
Arzacq-Arraziquet – Navarrenx
Sehr schwere Etappe nach Navarrenx. Vier mal bis auf die Knochen nass geworden:
Die Landschaft wechselt mit sehr steilen Anstiegen und dito Abfahren, in den Kurven liegt Rollsplitt, ich muss immer höllisch aufpassen.
In einer Fabrikruine untergestellt: 20 Minuten,
in einem Car-Wash untergestellt: 30 Minuten (Irgendwelche Leute treffen sich da und tauschen Briefe, die sie sich durch das Fenster reichen).
im McDonalds untergestellt: eine Stunde (aber mit Internet!).
In einem Restaurant untergestellt: eine Stunde.
Unter einer Eisenbahnbrücke untergestellt: 30 Minuten.
Macht also: 4 Stunden trocknen und etwa 6 Stunden nass werden.
Warum tue ich mir das an? Damit es endlich vorbei ist, lautet die Antwort für heute. Im Süden sind die Straßen eng und die Autos schnell, und wenn die Straßen viel befahren sind, dann ist das Radeln kein Spaß mehr. Ich beschließe, morgen unter allen Umständen St. Jean Pied de Port zu erreichen, einfach damit es vorbei ist und dann nach ein paar Ruhetagen meine Wanderung wieder aufzunehmen.
Im Gite sind Briten, die den Weg stücklesweise gehen, wie die meisten, ein wuseliger Amerikaner aus Houston, Texas, der schon den Appalachen-Trail gemacht hat, damit etwa 3000 Kilometer. Man braucht wohl ein halbes Jahr dafür. Ein junger Kerl zieht los, den Priester zu suchen. „Willst Du Beichten?“ „Nein“, sagt er, „ich will ihn nach Gott fragen.“
Er ist ganz im Weg drin, ich beneide ihn ein wenig, mein Weg verschwindet gerade. Morgen noch überstehen. Wir reden über die Idee des Prima Causa, ein alter Gottesbeweis. Sollte die Welt auf Kausalitäten aufgebaut sein, dann wäre Gott die erste Ursache, aus der alles folgte. Doch was war vor Gott? Hier hören die Kausalitäten auf. Wie immer man sich Gott denkt, kommt man immer außerhalb der Ratio. Ich sage dem Jungen, dass es auf viele Fragen keine Antwort gibt.
Nachts sprüht Regen durch Navarrenx. Eine alte Bastide, nicht nur mit Stadtmauern, sondern auch mit Stadtgraben, es gibt Trappisten-Bier.
Irgendwann morgens schlafwandelt der junge Gottsucher, steht auf und schreit fürchterlich laut herum. Ich schreie zurück und dann ist Ruhe. Armer Kerl.
Hallo Uli,
Ich würde den Strohhut gegen einen Sturzhelm tauschen. Glaub mir, ich kenn mich da aus.
Lieben Gruß und kräftigen Rückenwind,
Thomas