Staubfänger auf Wanderschaft

Stuttgarter Zeitung, Januar 2014

Weihnachtstauschbörse:  Wer nichts verschenken kann – der muss ein  armer Mensch  sein. Ulrich Stolte

Ein Segen sind die Tauschbörsen für Weihnachtsgeschenke,   wo man Musketier und Grenadier, Zottelbär und Panthertier  und andere schöne Staubfänger gegen ein paar andere Staubfänger eintauschen kann.   Als in  meiner geliebten Heimatstadt eine angeboten  wurde, musste ich hinEndlich brauchte  ich meine Gutsle nicht mehr selber aufessen   und konnte  sie eintauschen,  gegen  Betonplatten für den Garten. Auch  wenn sie nicht ganz  so  hart waren  wie  die Springerle  von  Tante  Frieda,  boten sie doch mehr Trittfläche.  

Ich konnte endlich den alten 50-Euro schein, den mit Oma  zu  Weihnachten geschenkt hat, gegen  einen neuen 50-Euro-Schein eintauschen.  Schön war es auch die alten  Sorgen,  einfach durch ein paar neue zu ersetzen.  Da  hat man am  Stammtisch mal ein paar andere Gesprächsthemen, und kann sich dem Rat von  Leuten   ausliefern,  die  es hinterher immer  schon  vorher gewusst haben und  dann meistens auch noch besser.  Im Grunde aber gibt es solche  Geschenktauschbörse im Internet schon lange.   Ebay  heißt der Laden. Doch  war es oft recht mühsam, den  ganzen Schrott zu verschicken  und dann taten einem ja die Empfänger leid, die  Onkel Rudis freimütig verchenkte Aldi-Handtücher künftig  benutzen müssen.  Tja,  die Computer erziehen uns alle zu Benutzern. Ich  habe  aber den  ganzen Schrott  liebevoll eingewickelt,  dann  haben die Kinder des Empfängers  wenigstens ein bisschen Spaß  damit, die Plastikbläschen  der Verpackungsfolie knallen  zu lassen. Vielleicht kann  man  ja Weihnachten, sagen wir, gegen zweimal  Ostern eintauschen: Die Geschenke  sind  viel billiger und für das Geld, das ein Weihnachtsbaum  samt Glühbirnen und Lametta  kostet, kann man sich die  Garage bis  unters  Dach mit  Freiland-Ostereiern füllen.  Begeistern bin ich von der Geschenktauschbörse wieder weggegangen.   Am schönsten  aber war es, das  alte Jahr gegen ein neues einzutauschen, es war völlig unbenutzt, und ich habe es im festen Vorsatz mitgenommen, dass es mir diesmal nicht mehr einstaubt! 

 

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