Unwetter in Tübingen, 28.07.2013

 

Hagelkorn Kaputterkaktus2

 

Gegen 17.20 Uhr zieht das Gewitter durch die Tübinger, die Hagelkörner dreschen unvermittelt auf die Südstadt ein, es klingt wie Gewehrschüsse, wenn sie auf die Dachplatten schlagen. Ein Anwohner steht an der Haustür und hat eine Daunendecke in der Hand, vermutlich will er damit sein Autodach schützen, doch bei dem Sturm ist es zu gefährlich nach draußen zu gehen. Immer weiter prasselt der Hagel. Einen meiner Blumenkasten weht es weg, die stehen bleiben werden unbarmherzig zerschlagen, Töpfe gehen kaputt, meine Scheiben überziehen sich mit einem grün-schwarzen Matsch aus Blättern und Erde. Ich öffne ein Fenster und sammle eines der Körner ein, es ist so groß wie ein Cocktail-Eiswürfel, vier Zentimeter lang. Auf der Kreuzung vor meinem Haus in der Primus-Truber-Straße steht das Wasser etwa 15 Zentimeter hoch, auf der Straße treibt ein gut ein Meter breiter Brei aus Wasser, Blättern und Hagelkörner. Gegen 17.20 Uhr kommen nur noch normale Hagelkörner, dann Regen. Gegen 17.40 ist das Unwetter vorbei Wenig später sind die Leute auf der Straße, mit Schneeschippen und Besen fegen sie den Hagel weg. Sie holen Fotoapparate und dokumentieren die Schäden vor allem an den Autos, die überall Dellen haben wie die Oberfläche eines Golfballs. Stimmen dringen herauf zu mir, anfeuernde Rufe. Kinder sind da und patschen mit Gummistiefeln im Bach, zu dem sich unsere Straße verwandelt hat. Meine Kakteen hat es jämmerlich zerschlagen, von einer Pflanze ist nur noch ein Stengel übrig. Freunde rufen an und berichten was passiert ist. In der Eugenstraße haben sie einen Radfahrer von der Straße geholt, der durch den Hagel gestürzt war und blaue Flecken und Schrammen abgekommen hat, dort hat es an den Autos auch eine Frontscheibe zerstört.
Gegen 17.40 Uhr ist alles vorbei. Ich mache Fotos und schreibe diesen Bericht. Dann nehme ich das Hagelkorn aus dem Gefrierfach meines Kühlschranks, wasche die Erde ab und mixe mir einen Drink daraus.